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Akute Pansenazidose: Selten, aber lebensbedrohlich

Die Tierärztin sagt…

„Eine akute Pansenazidose ist heutzutage eher selten geworden. Ein typisches Beispiel dafür ist, dass eine Kuh unkontrolliert über das Kraftfutter herfällt. Die übermäßige Aufnahme von leicht verdaulichen Kohlenhydraten lässt die Kuh so schwer krank werden, dass sie sogar daran sterben kann. Die subakute Pansenazidose ist dagegen viel häufiger und tritt meist als Bestandsproblem auf.”

Das fragt die Landwirtin…

Symptome: Woran erkennt man eine akute Pansenazidose?

  • Tritt sehr selten auf
  • Verweigerung der Futteraufnahme
  • Milchleistung deutlich verringert
  • Wässriger Durchfall, auffallend hell, riecht säuerlich
  • Kein Wiederkauen, Kühe riechen sauer aus dem Maul
  • Kolikerscheinungen möglich
  • Kann unbehandelt zum Festliegen und Tod führen

Folgen: Welche Schäden entstehen im Tier?

  • Eine akute Pansenazidose tritt auf, wenn plötzlich sehr große Mengen von leicht verdaulichen Kohlenhydraten (z.B. Kraftfutter) aufgenommen werden. Dabei steigt die Konzentration von Milchsäure und flüchtigen Fettsäuren sehr schnell an und es kommt zu einem gravierendem Absinken des Pansen-pH-Wertes unter 5,0.
  • Schleimhautentzündungen im Hauben-Pansen-Raum und im weiteren Darmtrakt durch den übersäuerten Inhalt
  • Der Übertritt von Toxinen und Krankheitserregern in die Blutbahn führt zu: Leberabszessen, Akute Klauenrehe, Früh- und Totgeburten, Nachgeburtsverhaltungen

Diagnose: Wie wird eine akute Pansenazidose diagnostiziert?

Die unkontrollierte Aufnahme von zu viel Kraftfutter kann zur Pansenazidose führen
Die unkontrollierte Aufnahme von zu viel
Kraftfutter kann zur Pansenazidose führen

Vorbericht: Übermäßige Fütterung/Aufnahme von sehr Stärke- und/oder zuckerhaltigen Futtermitteln (z.B. Rübenschnitzel, Melasse, Getreide)

  • Klinisches Bild
  • Pansensaftuntersuchung (sehr dünnflüssig, milchig-grau, stechend-sauerer Geruch)
  • pH-Wert des Pansensaftes: < 6,0, Werte unter 5 sind möglich, aber abhängig vom Zeitpunkt der Entnahme (im späteren Verlauf auch Werte von 6 oder 7 möglich/ Umschlag in Pansenalkalose) und von Speichelbeimengung (Art der Entnahme)

Therapie: Wie wird behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Azidose!

Leichte Fälle:
  • Umstellung der Futterration auf Heu bzw. Futterstroh
  • Fütterung/Eingabe von Puffersubstanzen (z.B. Natriumbikarbonat 50-100 g pro erwachsenem Tier) und Hefepräparaten
  • Häufige Überwachung des betroffenen Tieres, um eine Verschlechterung des Zustandes rechtzeitig erkennen zu können
Umstellung auf Heufütterung
Umstellung auf Heufütterung

Schwere Fälle:
  • Hier handelt es sich um einen Notfall, der von einem Tierarzt intensivmedizinisch behandelt werden muss!
  • Entfernung des Vormageninhaltes/Pansenspülung
  • Intravenöse Gabe einer Bikarbonatlösung (8,4%ig) zur Korrektur der Azidose im Blut
  • Nach Überstehen der kritischen Phase: Pansensaftübertragung (5-10l), Gabe von Pansenstimulanz und subkutane Injektion von Vitamin B1- oder Vitamin B-Komplexen
Festliegende Kuh mit akuter Pansenazidose
Festliegende Kuh mit akuter Pansenazidose

Fragen zu Arzneimitteln und Therapieplan richten Sie bitte an Ihre(n) Hoftierärzt/-in!

Praxistipp: Wie schütze ich meine Tiere vor einer akuten Pansenazidose?

Verhinderung einer übermäßigen Aufnahme von leicht verdaulichen Kohlenhydraten:
Entsprechende Futtermittel (z.B. Kraftfutter, Rübenschnitzel, Melasse, Getreide) sicher außerhalb der Reichweite der Tiere lagern.

Optimale Rationsgestaltung:

  • ausreichende Versorgung mit Rohfaser (> 320g strukturierte Rohfaser/100 kg Lebendmasse, 2,4kg strukturwirksame Rohfaser/Kuh/Tag, Rohfasergehalt der Rationstrockenmasse: 15-18%)
  • Grenzwerte der leicht löslichen Kohlenhydrate beachten (Zucker, Stärke max. 25%)
  • Kraftfutteranteil in der Ration max. 60%
  • Futtermittel mit hoher Pansenstabilität (z.B. getrocknete Zuckerrübenschnitzel) einsetzen
  • Einwandfreie, schmackhafte Silage (ohne Mykotoxine!)
Optimale Fütterungstechnik:
  • Schrittweise Anpassung an Rationen mit hoher Energiedichte und geringem Rohfasergehalt, insbesondere im peripartalen Zeitraum, z.B. gilt als Faustzahl bei der Anfütterung nach dem Kalben: 2kg Kraftfutter/Woche
Optimales Futtertisch-Management:
  • permanenter Zugang zum Futter, damit eine gleichmäßige Futteraufnahme möglich ist, Futter mehrmals am Tag nachschieben, glatte Futtertischoberfläche, Futtertisch einmal täglich reinigen
Schimmelnester
Schimmelnester auf dem Futtertisch
  • Bei getrennter Fütterung von Rau- und Kraftfutter immer das Raufutter vor dem Kraftfutter vorlegen
  • Kraftfutter (auch Futterrüben, Kartoffeln) auf mehrere kleine Gaben pro Tag verteilen (max. 2kg je Mahlzeit)
  • Kraftfutteranlagen regelmäßig kalibrieren
  • Bei Verfütterung einer TMR auf gute Vermischung achten (selektives Fressen von Getreide muss verhindert werden), aber auch keine Vermusung (Abnahme des der Strukturwirksamkeit) zulassen (Kontrolle der exakten Arbeitsweise des Futtermischwagens)
  • Partikelgröße mittels einer Schüttelbox überprüfen (in einer totalen Mischration sollten wenigstens 10% der Futterpartikel (Gewichtsbasis) im oberen – Sieb verbleiben, d.h. eine Länge von über 4 cm haben)
  • Ausreichend Fressplätze (keine Überbelegung), genügend Zeit zum Fressen geben, regelmäßiges Füttern

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