Die absolute Mehrheit der Kühe (75 -90 %), die nach einer Besamung wieder brünstig werden, war zwar kurz trächtig – sie sind es aber nicht geblieben. Der Embryo ist „von außen“ unsichtbar abgestorben. Entweder sind die Bedingungen in der Gebärmutter der Kuh zu schlecht, um ihm ein Überleben zu ermöglichen, oder die Kuh leidet an einer Hormonschwäche. Für ein Bestandsproblem kommen auch infektiöse Ursachen in Frage.
Fragen und Antworten
Symptome: Wie erkennt man einen embryonalen Frühtod?
Nichtinfektiöse Ursachen: Aus welchen Gründen stirbt ein Embryo ab?
Versorgungsprobleme wegen Fütterungsfehlern bei der Kuh
-gestörte Entwicklungskompetenz des Embryos bei

- Niedrigem Blutzuckerspiegel der Kuh (Energiemangel)
- Mineralstoff-, Spurenelementmangel
- Azeton (Kuh mit Ketose)
- Hohen Harnstoffwerten (Faustzahl: > 30-35 mg / 10 ml Milch)
– Vergiftung des Embryos durch
- Schimmelpilzgifte
- Futterverderbnis
- Nitrat-, Nitritbelastung
Hormonelle Defizite der Kuh wegen Gelbkörper-Insuffizienz
-niedriger Progesteronspiegel (z.B. am 5. Tag nach der Besamung < 3 ng/ml im Blut) bei
- alten Kühen
- akuten Entzündungen (z.B. Mastitis)
- Pansenazidose (SARA)

Erkrankung der Gebärmutter
Genetische Gründe
– genetische Defekte (Mutationen)
– Inkompatibilität des mütterlichen und väterlichen Genoms bei
- Anpaarung zweier Erbfehlerträger
- Anpaarung zweier Haplotyp-Träger (z.B. BH2 beim Braunvieh)
Infektionserreger: Können auch infektiöse Erreger hinter einem embryonalen Frühtod stecken?
Verschiedene (aktuelle) Infektionskrankheiten und sogenannte „Deckseuchen“, die in Mitteleuropa mehr oder weniger ausgerottet sind, können zum Absterben der Embryonen führen.
Charakteristisch: Viele Tiere einer Herde rindern m.o.w gleichzeitig in verschiedenen Stadien azyklisch um.
Viren:
- BVD Virus
- Schmallenberg-Virus
Bakterien:

- Q-Fieber (Coxiella burnetti)
- Chlamydien
- Leptospirose
Einzeller:
- Neospora
- Trichomonadenseuche (Trichomonas foetus)
u.a.
Diagnose: Wie stellt man einen embryonalen Frühtod fest?
In der Regel bleibt es bei einer Verdachtsdiagnose. Es gibt keine Beweise für das Abgehen des Embryos.
Hinweise geben kann beim Einzeltier (Problemkuh, die wiederholt umrindert):
- Progesteronwert-Messung im Blut am 5. Tag nach der Besamung
- Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter (subklinische Endometritis)
Hinweise auf die Ursachen bei Bestandsproblemen (mehr als 10% der Herde rindern immer wieder um)
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Hohe BHB Werte weisen auf Ketose hin Milchinhaltstoffe (Eiweiß-%, Fett-%, Fett-Eiweiß-Quotient, Harnstoffgehalt)
Fütterungsanalyse
- toxikologische/bakteriologische Untersuchung der Futtermittel (Schimmelpilzbelastung, bakterielle Verderbniserreger)
- Ketose-Tests (sh. Ketose)
- Blutprobe von 10 Tiere, die azyklisch umrindern auf die Hauptaborterreger (evt. als Doppelprobe im Abstand von 10 Tagen zur Bestimmung des Antikörper-Titer-Verlaufs)
Prophylaxe: Was können Landwirte vorbeugend tun?
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Gute Futteraufnahmen schützen optimale Futteraufnahme der frischgekalbten Kühe sicherstellen (sh. Ketose)
- Ketoseprophylaxe
- routinemäßige, tierärztliche Gebärmutterkontrolle mit Ultraschall 2-3 Wochen nach dem Abkalben
- Wechsel der Anpaarung, wenn Einzeltiere wiederholt nach Besamungen mit demselben Bullen umrindern.
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Hormoninjektion GnRH- oder HCG-Analogon am 5. Tag nach der KB bei Problemtieren mit Progesteronmangel
- Progesteronsubstitution z.B. intravaginal am 5. Tag nach der KB über mindestens sieben Tage bei Problemtieren mit Progesteronmangel
Die Auswahl der Produkte ist abhängig von der individuellen Betriebssituation und kann nur durch den Hoftierarzt/-tierärztin erfolgen. Fragen zu Arzneimitteln und Therapieplan richten Sie bitte an Ihre(n) Hoftierärzt/-in!
Differenzialdiagnose: Was kann sonst noch zum Umrindern führen?