
Der Ernährungszustand eines Rindes oder auch einer ganzen Herde gibt Aufschluss darüber, wie gut die Fütterung ist und/oder der Gesundheitszustand.
Es gibt unterschiedliche Methoden, um das Gewicht, den Ernährungszustand eines Rindes zu bestimmen.
Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Methoden vor.
Zum einen kann man die Tiere auf einer Waage wiegen und das Gewicht notieren. Da in den meisten Fällen keine Waage auf dem Hof vorhanden ist bzw. der einzelne Wiegevorgang beim Rind umständlich ist, wird diese Methode in der Praxis meist nicht umgesetzt. Vorteil ist allerdings, dass das Ergebnis objektiv ist.
Einfacher ist da die Methode mit einem Viehbandmaß. Dabei wird sich zunutze gemacht, dass der Brustumfang mit dem Körpergewicht korreliert. Da dieser Zusammenhang rassenspezifisch unterschiedlich ist, beachten Sie bitte, dass Sie hier das richtige Maßband für Ihre Herde aussuchen. Legen Sie also das Viehband um die Brust ihres Tieres und lesen Sie direkt das Körpergewicht ab.
Körperkonditionsindex, oder Body Condition Scoring (BCS)
Hier wird mit einer einfachen, allerdings subjektiven Methode, der Nährzustand des Tieres erfasst. In der Praxis hat sich diese Methode durchgesetzt, da sie knapp zwei Minuten pro Tier dauert und die Tiere dafür nicht extra fixiert werden müssen. Dabei beurteilt der Betrachter mit seinem Augenmaß die Ausprägung von Fettpolstern an gewissen Körperstellen. Die Beurteilung erfolgt in einer Skalierung von 1-5, die jeweils in Viertel unterteilt werden kann.
Die Beurteilung sollte immer zu denselben Zeiten im Laktationszyklus erfolgen. Als sinnvoll hat sich dabei folgender Rhythmus herausgestellt: Abkalbung, Belegung, nach 100 Tagen in der Laktation, beim Trockenstellen. Idealerweise schwankt der BCS innerhalb einer Laktation nicht mehr als um eine Note.
Der ideale Verlauf sieht so aus:
- Trocken stellen mit einem BCS von 3.5
- Abkalben ebenfalls mit 3.5
- Bei Belegung 3 – 3.25
- Nach 100 Tagen in Laktation 2.75
- Und dann bis zum Trockenstellen wieder auf 3.5
(schwankt allerdings geringfügig rassenspezifisch).
Merksatz
Sie sehen also schon: Mit einem Wert können Sie im Zweifel keine richtige Aussage über
den Ernährungszustand ihres Rindes treffen. Wichtig ist deshalb die regelmäßigeSchätzung oder das Wiegen und die Dokumentation der erhobenen Werte, damit ich den Verlauf bewerten kann sowie die Werte in den Zusammenhang mit der Leistungsperiode stellen kann.
Ursachen für einen Gewichtsabfall, eine schlechte Körperkondition
Die Tiermedizin unterscheidet zwei Ursachen, weshalb Tier abgemagert sein können.
- Die primäre Unterernährung liegt dann vor, wenn die Fütterung von der Menge oder auch von der Qualität so unzureichend ist, dass sie den Bedarf des Tieres nicht mehr decken kann. Das heißt, die Tiere sind gesund, werden aber nicht ausreichend und ihrer Leistung gerecht gefüttert.
- Die sekundäre Unterernährung wird durch eine Erkrankung ausgelöst. Diese Erkrankung kann a) die Fresslust eines Tieres mittelbar beeinflussen (z. B. fieberhafte Infektionskrankheiten)
b) die Futteraufnahme unmittelbar stören (z. B. Kehlkopfentzündung, Strahlenpilz) oder c) die Verdauung und Resorption der Nahrung behindern. Dies sind meist chronische, zehrende Krankheiten wie Magen-Darm-Wurmbefall, Paratuberkulose, Vergiftungen, chronischer Botulismus) auch einzeln betroffene Organe können eine Abmagerung auslösen wie z. B. schwere Nierenerkrankungen, Fremdkörpererkrankungen oder auch Erkrankungen des Bewegungsapparats.
Was tun, wenn ein Einzeltier, einzelne Tiergruppen oder sogar eine ganze Herde abmagert?
das Einzeltier: Magert das Einzeltier ab, muss ich den Tierarzt hinzuziehen, damit er die Möglichkeit einer Erkrankung abklärt.
einzelne Tiergruppen: Fütterung überprüfen, bei Jungtieren Entwurmungsschema überprüfen, Tierarzt hinzuziehen
die ganze Herde: die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich hierbei um ein Fütterungsproblem handelt. D. h. es sollte auf jeden Fall der Fütterungsberater hinzugezogen werden, aber es können auch Vergiftungen nicht ausgeschlossen werden.