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Magen-Darm-Strongyliden (MDS)

DSC00708Magen-Darm-Strongyliden verursachen in erster Linie Durchfall. Die Infektion kann negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Jungtiere haben und durch diese Leistungseinbußen entstehen besonders in der Aufzuchtphase erhebliche wirtschaftliche Verluste. MDS werden in der Umwelt von Wiederkäuern immer zu finden sein. Ziel der Prophylaxe ist es daher, eine Balance zwischen Wirt und Parasit herzustellen. Bei einer dosierten Begegnung mit dem Erreger können sie eine Immunität herstellen.


Fragen und Antworten

Definition: Was sind MDS?

Magen-Darm-Würmer werden auch als Magen-Darm-Strongyliden (MDS) bezeichnet. Damit wird eine Gruppe von verschiedenen Wurmarten zusammengefasst – die wichtigsten sind  Ostertagia ostertagi, Nematodirus spp., Cooperia spp. – die wiederum meist als Mischinfektion die Magen-Darm-Strongylidose bzw. Trichostrongylidose verursachen.

Symptome: Wie entwickeln sich MDS?

Für Diagnose und Therapie ist es hilfreich, sich die Grundzüge der Entwicklung von MDS zu vergegenwärtigen. Beispielhaft für diese Gruppe wird der Zyklus von Ostertagia ostertagi dargestellt.

  • infektiöse Larve wird vom Rind beim Grasen auf der Weide aufgenommen
  • im Labmagen dringen die Larven in die Schleimhaut ein und entwickeln sich zu Würmern, die Eier produzieren bzw. einige Larven fallen in ein Ruhestadium
  • die Eier werden vom Rind ausgeschieden und entwickeln sich auf der Weide über drei Larvenstadien zur infektiösen Larve 3
  • die Entwicklung vom Ei bis zur L3 ist stark temperaturabhängig; bei 20 Grad Celsius dauert sie nur eine Woche, bei 10 Grad Celsius drei bis vier Wochen.
  • Larve 3 kann einige Monate auf der Weide überleben; je kälter es ist, desto länger überlebt sie auf der Weide. Bei steigender Temperatur beginnt die Larve ihre Energiereserven aufzubrauchen und stirbt. Das bedeutet, dass ein spätes Auftreiben auf die Weide das Risiko für eine Infektion senkt.
  • die Ruhestadien der Larven in den Tieren werden durch die Aufstallungsbehandlung abgetötet – Achtung, nur bestimmte Antiparasitika wirken gegen die Ruhestadien

Wie erkenne ich, dass meine Tiere Magen-Darm-Wurm Befall haben?

Verwurmte Erstsömmrige
Verwurmte Erstsömmrige
  • Durchfall, struppiges Fell, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit;
  • Tiere trocknen aus;
  • Haarkleid wechselt von schwarzer zu bräunlicher Farbe.
  • Schwere Fälle verenden schon nach zwei Wochen – Tiere, die sich erholen, können monatelang kümmern.

Diagnose: Wie wird der Magen-Darm-Wurm Befall diagnostiziert?

Epidemiologisch

Kotprobenentnahme
Kotprobenentnahme
  • Jungtiererkrankung; Herdenerkrankung; erstes Auftreten 3-4 Wochen nach Weideauftrieb

Nachweismethoden:

  • Standard: Kotprobe, Flotationsmethode;
  • Nachweis spezifischer Antigene im Serum oder in Milchprobe

Wie kann ich einem Befall von MDS bei meinen Jungtieren vorbeugen?

Aufgussbehandlung
Aufgussbehandlung
  • durch Applikation von Antiparasitika vor dem Weideauftrieb (und einer eventuellen Wiederholung auf der Weide je nach Wirkdauer des Arzneimittels) und im Herbst/Winter nach dem Weideabtrieb als Aufstallungsbehandlung
  • in der Regel reicht es aus, wenn die erstsömmrigen Tiere behandelt werden – evt. auch noch die zweitsömmrigen
  • verschiedene Wirkstoffe, Applikationsarten mit unterschiedlicher Wirkdauer stehen zur Verfügung. Hier ein paar grundsätzliche Informationen dazu:
  • 1) Applikation eines Bolus schützt die Tiere ca. 5 Monate
    • Vorteil: ein Arbeitsgang vor dem Austrieb.
    • Nachteil: nicht alle Wirkstoffe stehen zur Verfügung, lange Wartezeiten, nur für Jungtiere zugelassen.
Ohrinjektion
Ohrinjektion
  • 2) Applikation eines Pour-on oder Injektion
    • Vorteil: alle Wirkstoffe stehen zur Verfügung, teilweise auch Wirkung gegen Ektoparasiten, teilweise auch für Milchkühe zugelassen.
    • Nachteil: Wirkdauer nur ca. 8 Wochen, d.h. eine zweite Behandlung muss auf der Weide erfolgen – erhöhter Arbeitsaufwand.

Besprechen sie die Auswahl der Antiparasitika immer mit ihrer Hoftierärztin/arzt – sie kennt ihre Betriebssituation am besten. Nehmen sie stichprobenweise Kotproben, um sich über die allgemeine parasitäre Situation ein Bild zu machen.

Wirtschaftliche Folgen: Wie hoch ist der Schaden, der durch MDS entsteht?

Der wirtschaftliche Schaden, der durch MDS entstehen kann, ist hoch. Die kranken Rinder müssen eigentlich immer behandelt werden, teilweise sogar recht lange und aufwändig mit Infusionen. Die Darmschleimhaut ist noch lange nach der eigentlichen Erkrankung geschädigt, so dass die Tiere im Wachstum zurückbleiben. Eine Studie berichtet, dass Kälber mit starkem MDS Befall 28 kg und mehr vermindertes Körpergewicht haben.

Therapie: Was mache ich, wenn meine Rinder MDS haben?

Je nach Schwere des Befalls und der Krankheitssymptome müssen die Tiere folgendermaßen behandelt werden:

  • grundsätzlich ein passendes Antiparasitikum
  • bei starker Austrocknung: Elektrolytlösung, ev. Infusion durch Tierärztin/arzt
  • bei zusätzlicher bakterieller Infektion ein Antibiotikum
  • ev. Entzündungshemmer

Schauen Sie auch in diesem Blog sich den Beitrag „Durchfall“ an – die Informationen dort gelten meistens auch für die parasitäre Gastroenteritis, wie diese Art des Durchfalls auch bezeichnet wird.

Gibt es noch weitere Maßnahmen, die ich gegen MDS ergreifen kann?

Weidemanagement

Weideaustrieb
Weideaustrieb
  • später Weideauftrieb der Jungtiere (Juni) mit vorangegangener Mahd (Heutrocknung bzw. Silierung tötet Larven ab)
  • Trennung der Jungtiere von den Alttieren
  • Einrichten von sicheren Weiden (gemäht in der jeweils vorangegangen Weideperiode) und sauberen Weiden (neu eingesät, nicht gegüllt oder im Vorjahr nicht mit Rindern beweidet) für Jungtiere
  • 300-400 kg/ha Kalkstickstoff spätestens 3 Wochen vor Weideaustrieb tötet Larven ab
  • bei hoher Besatzdichte zufüttern
  • neu zugekaufte Tiere in Quarantäne bzw. mit Antiparasitikum behandeln

Lesetipp: weide-parasiten.de

(Stand 04/2014)


Literatur:

1. Schmächke, Die koproskopische Diagnostik von Endoparasiten in der Veterinärmedizin, 2013.
2. https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1630-weideparasiten.pdf
3. von Samson-Himmelstjerna, Zahner, Eckert, Deplazes, Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, 2012.

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