„Lösen sich die Eihäute 12 bis 24 Stunden nach dem Abkalben nicht von den Karunkeln der Gebärmutter ab, spricht man von Nachgeburtsverhaltung. Ohne Behandlung bekommen die Kühe eine akute Gebärmutterentzündung mit Fieber. Langfristig nehmen solche Kühe nur schwer wieder auf.“
Fragen und Antworten
Ursachen: Wie kommt es zur Nachgeburtsverhaltung?

äußerlich deutlich sichtbar.
Entweder ist der enzymatische Ablösungsprozess der Eihäute von der Gebärmutterschleimhaut in den letzten Trächtigkeitstagen gestört oder sie werden unter der Geburt unvollständig ausgepresst. Dem können folgende Problem zugrunde liegen:
- Unreife Eihäute bei eingeleiteten Geburten, Aborten, Früh oder Totgeburten, Zwillingsgeburten
- Gestörter Ablösungsprozess wegen belastetem Stoffwechsel: Leberschäden, schimmelpilzbelastete, endotoxinbelastete verschmutzte Futtermittel, schlechte Futteraufnahme
- Ketose vor dem Abkalben, überkonditionierte Kühe
- Unruhe, Überbelegung, Umstallungsstress
- Mangelhaftem Stallklima
- Schwergeburten bei großen Kälbern,
- Gebärmutterverdrehung, Wehenschwäche wegen starker Schmerzen,
- Geburtsstress z.B. bei falscher Geburtshilfe, Wehenschwäche wegen subklinischem oder beginnendem Milchfieber, kalziumreiche Trockensteher-Fütterung,
- Spurenelement- und Vitaminmangel (Selen, Kupfer, Zink, Vitamin E, Vitamin A und ß-Carotin)
Diagnose: Ist die Nachgeburtsverhaltung immer deutlich sichtbar?
Häufig ist die Nachgeburtsverhaltung offensichtlich:
- Eihäute, die 12 Stunden nach der Geburt noch aus der Scheide hängen

kann vaginal untersucht werden.
Mehr als 80% der Kühe fressen ihre Nachgeburt, wenn man sie lässt. Auch Mistschieber oder Spaltenboden „entsorgen“ die Nachgeburt manchmal. Im Zweifelsfall muss zeitnah nachkontrolliert werden.
Vaginale Untersuchung der Kuh durch die Tierärztin. Klären Sie mit ihr, inwiefern Sie selbst untersuchen können. Wichtig: Scham gründlich waschen (Jodseife), Schwanz zur Seite halten lassen, Hände und Unterarme waschen, Besamungshandschuh überziehen, Gleitmittel verwenden
Tipp: Dokumentieren Sie bei jeder Kuh den Abgang der vollständigen Nachgeburt.
Therapie: Wie therapiert man?
Nachgeburtsverhaltung ohne Fieber:

- Heraushängende Eihautteile vorsichtig anziehen und abschneiden.
- Auf Abnahmeversuch und das Einlegen von Stäben verzichten. Neuere Untersuchungen sehen keinen Vorteil in dieser Methode.
- Bis 10 Tage nach der Geburt täglich Fieber messen.
- 21 Tage nach dem Kalben 1. Injektion Prostaglanding F2 (Prostaglandin löst eine reinigende Brunst aus)
- Prostaglandin-Injektion 14 tägig wiederholen bis die Kuh sauber ist
- Ist der Brunstschleim sauber und die freiwillige Wartezeit abgelaufen, kann das Tier besamt werden.
Achtung: Vorsicht beim Umgang mit Prostaglandin!

- Benutzen Sie Spritzen nur einmal: Bei der Reinigung von Spritzen entsteht feiner „Prostaglandin-Nebel“, der zu Atemnot und Husten führen kann.
- Schwangere dürfen keinesfalls in Kontakt mit Prostaglanding kommen – es besteht große Abortgefahr! Hautkontakt reicht
Fragen zu Arzneimitteln und Therapieplan richten Sie bitte an Ihre(n) Hoftierärzt/-in!
Prophylaxe: Wie verhindert man Nachgeburtsverhaltung?
Prophylaxe

optimalen hygienischen Bedingungen
- Optimaler Geburtsverlauf: Ruhige, stressfreie Kalbung, einwandfreie Hygiene (saubere Einstreu der Abkalbebox), zurückhaltende, abwartende Geburtshilfe
- Milchfieber-Prophylaxe: kalziumarme Trockensteher-Fütterung, kalium- bzw. kationenarme Ration,- Vit. D3-Gabe ca. eine Woche vor dem Kalbetermin, Kalziumgabe vor/während/nach dem Abkalben (z.B. Boli, Infusionen unter die Haut), Mineralfutter für Trockensteher
- Regelmässige Körperkonditions-Kontrolle
- (Infektiöse) Abortursachen abklären lassen: Blutproben der Kuh, frisch tote Frucht, nicht zersetzte Nachgeburtsteile
Verlauf: Welche Folgeschäden können sonst entstehen?
Verlauf
- Metritis / Akute Gebärmutterentzündung
- Chronische Endometritis
- Langfristig: Schlechte Trächtigkeitschancen