Das systematische antibiotische Trockenstellen steht auf dem Prüfstand. Um den Antibiotikaeinsatz in der Nutztiermedizin zu reduzieren, bietet das “selektive Trockenstellen” eine gute Einsparmöglichkeit ohne dabei die Eutergesundheit der Herde zu gefährden.
Woran man erkennt, bei welcher Kuh auf den antibiotischen Trockensteller verzichtet werden kann oder wann ein Zitzenversiegler Sinn macht, erfahren Sie in der Arbeitsanleitung mit Fragen zum gezielten Trockenstellen.
Druckversion Arbeitsanleitung Trockenstellen
Fragen und Antworten
Warum werden Kühe trockengestellt?
Warum steigt ab dem Aufeutern das Risiko einer Neuinfektion?
Was bedeutet „selektives Trockenstellen“?
Bei welchen Tieren darf beim „selektiven Trockenstellen“ nicht auf den antibiotischen Trockensteller verzichtet werden?
Welchen Vorteil bieten interne Zitzenversiegler?
Welche Tiere sollten zusätzlich zum antibiotischen Trockensteller noch mit einem Zitzenversiegler behandelt werden?
Mit welchen Kennzahlen lässt sich das Trockenstellmanagement überprüfen?
Ausheilungsrate: Soll > 65%
Als ausgeheilt gelten Kühe, die mit einem Zellgehalt von über 100.000 Zellen/ml trockengestellt wurden und nach dem Kalben einen Zellgehalt von weniger als 100.000 Zellen haben.
Neuinfektionsrate: Soll < 15%
Gezählt werden Kühe, die mit einem Zellgehalt von unter 100.000 Zellen/ml trockengestellt wurden und nach dem Kalben über 100.000 Zellen/ml liegen.
Bei höherer Neuinfektionsrate oder niedrigerer Ausheilungsrate sollte in Zusammenarbeit mit dem/der betreuenden Tierarzt/-ärztin die Eutergesundheitssituation im Betrieb näher untersucht werden. Zunächst müssen Schwachstellen im Haltungs-, Hygiene-, Melk- und Fütterungsmanagement abgestellt werden, bevor auf einen antibiotischen Trockensteller verzichtet werden kann.
Woran muss man beim Trockenstellen außerdem denken?

Beim Trockenstellen kommt es weniger darauf an, die genaue Anzahl der melkfreien Tage einzuhalten. Viel wichtiger ist eine Betrachtung der Körperkondition zum Trockenstellen. Kühe mit einem Body Condition Score (BCS) von 2 können trotz geringer Leistung ruhig länger das Leistungsfutter mitfressen, während Kühe mit BCS von 4,5 und geringer Milchleistung deutlich früher trockengestellt werden, um ein weiteres Verfetten zu verhindern.

Um der Kuh einen gesunden Übergang in die nächste Laktation mit optimaler Futteraufnahme in der Hochträchtigkeit und nach dem Kalben zu
ermöglichen, müssen zum Trockenstellen die Klauen korrigiert werden. Bei einer Jahresleistung von mehr als 9000 Litern sind die Klauen einer Kuh mindestens dreimal pro Jahr zu schneiden.
Arbeitsanleitung Trockenstellen
- Kühe heraussuchen, die in 6-8 Wochen kalben sollen
- Letzte 3 MLP-Berichte dieser Kühe: Euterentzündung? Zellzahlen?
- Existieren Laborbefunde? Welchen Befund ergab der Schalmtest (California-Mastitis-Test)?
- Erneute Viertelgemelksproben für ein aktuelles Antibiogramm sinnvoll?
- Entscheidung über Art des Trockenstellens: Langzeitantibiotikum? Zitzenversiegler? Kombination?
- Liste erstellen: welche Kuh mit welchem Präparat trockengestellt wird.
- Extrazeit für den Melkvorgang einplanen
- Fußbänder oder Markierungsspray/-stift
- Karton Einmalhandschuhe
- Einmaltücher zum trockenen Reinigen von Euter und Zitzen
- Desinfektionstücher (1 pro Zitze)
- Euterinjektoren mit antibiotischem Trockensteller oder Zitzenversiegler
- Dippmittel bereitstellen
- Euter und Zitzen sorgfältig reinigen (trocken)
- Euter vollständig ausmelken
- Einmalhandschuhe anziehen
- Zitzenspitze mit Alkoholtüchern desinfizieren
- Zitzenkuppe trocknen lassen
- Injektor oder Schutzkappe nicht in den Mund nehmen
- Injektor nicht mehr als 5 mm in den Strichkanal einführen und den Inhalt einbringen, nicht einmassieren
- Dippen aller Zitzen
- Kuh markieren, z.B. rotes Fußband
- Kuh eine Stunde im Fressgitter fixieren
- Verbringen der Kühe ins Trockensteherabteil
- Kontrolle, ob die Kuh in den nächsten Tagen die Milch laufen lässt
wenn ja, einen neuen Injektor Trockensteller ins Euter eingeben
- intensive Kontrolle des Euters in der ersten Woche (warm? geschwollen?)
- während der gesamten Trockenstehzeit auf Veränderungen am Euter achten
Stand September 2014