Die Tierärztin sagt…
„Die Salmonellose ist eine ansteckende Tierseuche, die auch auf den Menschen übertragbar ist. Sie äußert sich bei den Tieren meist in akutem oder chronischem Durchfall, kann aber auch zu verschiedenen Organkrankheiten und plötzlichen Todesfällen führen. Die Rindersalmonellose ist in Deutschland eine anzeigepflichtige Tierseuche. Seit 2007 werden bundesweit jährlich etwa 100 Fälle angezeigt.”
Das fragt die Landwirtin…
Symptome: Woran erkenne ich eine Salmonellose im Bestand?
Besonders empfänglich sind:
- Jüngere Kälber (ab der 2. Lebenswoche)
- Kühe: nach der Abkalbung, durch andere Erkrankungen geschwächte/abwehrschwache
Zu Beginn der Seuche erkranken meist nur einzelne Tiere.
Verlaufsformen:
- Salmonellenausscheidung ohne weitere Symptome
- Durchfall bei ungestörtem Allgemeinbefinden
- Durchfall (öfter blutig) mit gestörtem Allgemeinbefinden
- Septikämie (Blutvergiftung) mit Festliegen , meist tödlich
- selten: Euterentzündungen
Mögliche Spätfolgen:

- Dauerausscheidung von Salmonellen (lebenslang)
- dauerhafte Schädigung innerer Organe
- chronischer, schubweiser Durchfall
- Gelenkentzündungen, Hirnhautentzündung
- Lungenentzündung (chronisch, Kümmerer)
- Verkalbungen mit Nachgeburtsverhaltung (zweite Trächtigkeitshälfte)
- Allein anhand der Symptome lässt sich die Salmonellose nicht bestätigen.
Diagnostik: Wie werden Salmonellen nachgewiesen?
Salmonellen sind Bakterien. Beim Rind treten verschiedene Stämme auf, die mehr oder weniger rinderspezifisch sind. Am häufigsten wird die Rindersalmonellose durch Salmonella dublin oder Salmonella typhimurium verursacht.
Bakteriologische Untersuchung:
Kotproben, Abortmaterial, Lymphknoten, Darm, Sektion toter Tiere
Die Ausscheidung über den Kot ist nicht kontinuierlich. Das kann zu falsch negativen Ergebnissen führen. Eine verstärkte Salmonellenausscheidung tritt bei Stress (Erkrankung, Transport, um die Geburt, in der Hochlaktation) auf.
Und wann gilt die Salmonellose in meinem Betrieb als amtlich festgestellt?
Salmonelloseverdacht:

- Salmonellenfeststellung bei der bakteriologischen Untersuchung (BU) einer Probe, ohne Krankheitssymptome am Tier
- Krankheitssymptome am Tier/Sektion, die auf eine Salmonellose hinweisen (ohne BU)
Salmonellose:
- Symptome/ Sektion und Salmonellenfeststellung BU
- Kotprobenentnahmen im Abstand von 8- 15 Tagen: Salmonellenfeststellung in mindestens drei Proben
Ermittlung der Ausscheider:

- mindestens zwei Kotprobenentnahmen im Abstand von 8- 15 Tagen
- bei allen Tieren des Bestandes
- Tiere über zwei Jahre u. einzelngehaltene Tiere: Einzelproben
- Bei den übrigen: Sammelproben je Tiergruppe
- Tiere, die bei mindestens zwei Untersuchungen hintereinander frei waren: keine weiteren Untersuchungen bis zur letzten Abschlussuntersuchung
Zoonose: Worauf sollten ich und meine Mitarbeiter/ Familienangehörige achten, wenn Salmonellen in unserem Betrieb festgestellt werden?

beste Schutz vor Weiterverbreitung
- Salmonellen sind vom Rind auf den Menschen übertragbar
- der Mensch kann aber auch Ansteckungsquelle für die Rinder sein
- Symptome beim Menschen u.a.: hohes Fieber, Durchfall, Erbrechen, Atemwegserkrankungen
- Reinigung und Desinfektion von Personen, Stallungen und Geräten nach Anweisung des Amtstierarztes
- bei Betreten und Verlassen des Stalls konsequent die Stallkleidung wechseln
- Reinigung und ggf. Desinfektion der Hände beim Verlassen des Stalls besonders ernst nehmen
Staatliche Bekämpfung: Mit welchen amtlichen Maßnahmen muss ich im Falle eines Salmonelloseausbruchs in meinem Bestand rechnen?

Grundlage: Rinder- Salmonellose- Verordnung
Bei amtlich festgestellter Salmonellose oder Salmonelloseverdacht: Sperre des Betriebs, d.h.
- Rinder dürfen den Betrieb nicht verlassen
- Rinder dürfen nicht mit Tieren anderer Besitzer in Berührung kommen (auch nicht mit Tieren aus abgetrennten Betriebsteilen)
- Einstallung von Rindern nur mit behördlicher Genehmigung
- Milch: Tiere mit Salmonellose: Milch muss beseitigt oder nach Aufkochen im Betrieb verfüttert werden
Übrige Tiere: Milch zur Verfütterung im Betrieb aufkochen, ansonsten
normale Lieferung an Sammelmolkereien in denen grundsätzlich erhitzt wird
keine weiteren Regelungen für die Anlieferungsmilch, es sei denn Anstieg der Keimzahl über 100.000 durch den Salmonellenausbruch - Reinigung und Desinfektion: Geräte und Stallungen müssen nach besonderer Anweisung durch den Amtstierarzt gereinigt und desinfiziert werden
- Betreten von Standorten der betroffenen Rinder: nur eingeschränkter Personenkreis, besondere Hygieneauflagen
- ggf. Tötungsanordnungen für erkrankte oder verdächtige Tiere durch den Amtstierarzt
- weitere Vorschriften/Maßnahmen betreffen den Umgang mit salmonellenhaltigem Futter und salmonellenhaltigem Mist
Aufhebung der amtlichen Maßnahmen: Wann gilt die Salmonellose amtlicherseits als erloschen?
Sperrmaßahmen werden aufgehoben wenn amtlich festgestellt ist, dass sich keine erkrankten oder ausscheidenden Tiere mehr im Bestand befinden. Der genaue Ablauf ist in der Verordnung geregelt.
Therapie: Wie wird eine Salmonellose behandelt?
Grundsätzliches:
- antibiotische Behandlung kann gelegentlich zur Verlängerung der Salmonellenausscheidung bis zur lebenslangen Ausscheidung (Dauerausscheider) führen. Die Abwägung zwischen Behandlung und Tötung erfolgt durch den Amtstierarzt.
- verschiedenes Vorgehen in Milchvieh- und Mastbetrieben
- Unterschied Einzeltierbehandlung- Bestandssanierung
Bekämpfung muss in Absprache mit dem zuständigen Amtstierarzt erfolgen!
Bestandssanierung

und andere Infektionen übertragen
Diese kann langwierig sein, da die ungleichmäßige Ausscheidung im Kot häufiger dazu führt, dass Tiere bei der Kotprobenuntersuchung zwischen der Kategorie “Ausscheider” und “Nicht-Ausscheider” wechseln.
- Ursachenermittlung (nicht immer möglich): infiziertes Zukaufsfutter (v.a. Sojaschrot) oder Milchaustauscher, Weidekontamination mit Fäkalien oder Düngung von Weiden mit Geflügelmist, Tierzukäufe, Schadnagerbefall, Futterkontamination durch Vogelkot (Tauben, Spatzen, Krähen, Möwen), Ansteckung durch das Betreuungspersonal oder durch andere Tierarten im Betrieb (auch an Hunde und Katzen mit Zugang zum Futtertisch denken!)

Hygieneoptimierung:
- wenn möglich Isolierung ausscheidender bzw. erkrankter Tiere
- Hygienische Trennung von Stallabteilungen
- Schadnagerbekämpfung
- größtmögliche Sauberkeit und Hygiene beim Kälbertränken (explosionsartige Vermehrung von Salmonellen in Milch- und Milchaustauscherresten)
- bestmöglicher Schutz des Futters gegen Kontamination mit Vogelkot
Impfung:

- im Handel verfügbar: Impfstoffe gegen zwei Salmonellenarten (Serovare)
- beim Nachweis anderer Serovare: Herstellung eines bestandsspezifischen Impfstoffs notwendig
- Impfschemata unterscheiden sich je nach Impfstoff und Bestandstyp
- Impfprogramm auch nach der Aufhebung der Sperre noch einige Zeit weiterführen, sonst große Gefahr des Wiederauftretens
Einzeltierbehandlung:
-
Schwer erkrankte Kühe werden intensivmedizinisch behandelt bei schweren Erkrankungen symptomatische Behandlung, wenn keine Tötungsanordnung durch den zuständigen Amtstierarzt erfolgt (Absprache!)
- Spontanheilungen bei leichteren Erkrankungen häufig
- Antibiotika Einsatz nach Resistenztest (in dringenden Fällen Probenahme zur Resistenzbestimmung bei Behandlungsbeginn)
- symptomatische Durchfallbehandlung (Entzündungshemmer, Flüssigkeitsersatz, Azidosekorrektur)
Finanzieller Schaden: Welche Kosten können meinem Betrieb durch einen Salmonellose- Ausbruch entstehen?
- Verluste: Tierverluste, Kümmerer, Sperre für Schlachttiere, evtl. Milchgeldabzüge
- Zusätzliche Kosten: evtl. symptomatische und antibiotische Behandlung, Impfprogramm, Aufwendungen für zusätzliche Desinfektionsmittel
- Kostenübernahme durch die Tierseuchenkasse oft nur für Tiere, die aufgrund einer amtlichen Anordnung getötet wurden
Prophylaxe: Wie schütze ich meine Herde vor Salmonellose?
- größtmögliche Hygiene (s.o.)
- Schadnagerbekämpfung
- keine Düngung von Weiden mit Klärschlamm oder Geflügelmist
- frühzeitige Diagnostik bei verdächtigen Durchfällen um ein Ausbreiten im Bestand zu verhindern