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Wasser: Das wichtigste Futtermittel der Rinder

Kuh Tränke

Das wichtigste Futtermittel für Rinder ist Wasser! Allerdings wird dem längst nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie es eigentlich verdient hätte. Dabei dient die Wasserversorgung dazu, ein Grundbedürfnis zu stillen und ist zudem der günstigste und unbedenklichste Leistungsförderer. Ein verbessertes Wasserangebot kann bei gleichbleibender Fütterung die Milchleistung von Kühen um bis zu 1,5 kg am Tag steigern. 

Wozu und wieviel Wasser brauchen Kühe?

Mensch und Tier bestehen zu ungefähr 70% aus Wasser – abhängig nach Art, Alter und weiteren individuellen Begebenheiten. Das Wasser erfüllt im Körper elementare Aufgaben. Es ist Lösungsmittel und Transportmittel, dient der Wärmeregulation und vieles mehr. Je nach Umgebungstemperatur, Milchleistung, Leistungsniveau und Futtermittel beträgt der Wasserbedarf der Milchkuh zwischen drei und sechs Liter Wasser je Kilogramm Trockenmasseaufnahme. Die Tabelle gibt einen Überblick, wie hoch der Wasserbedarf der Kuh in Abhängigkeit von Umgebungstemperatur und Milchleistung ist.

TiergruppeLebendmasse in kg bzw. Milchmenge in kgWasseraufnahme in Litern bei Umgebungs-temperatur 5 Grad CelsiusWasseraufnahme bei Umgebungs-temperatur 15 Grad CelsiusWasseraufnahme bei Umgebungstemperatur 28 Grad Celsius
Kalb90 kg8 l9 l13 l
 180 kg14 l17 l 23 l
Färse360 kg24 l30 l40 l
Färse545 kg34 l41 l55 l
Kuh, trockenstehend630 kg37 l 46 l 62 l
Kuh, laktierend9 kg Milch/d46 l55 l 68 l 
 27 kg Milch/d84 l99 l104 l
 36 kg Milch/d103 l121 l147 l
 45 kg Milch/d122 l143 l174 l
nach Beede, 1992 und Meyer et al., 2002

Als Faustregel für die Milchkuh kann man sich aus der Tabelle merken: Für eine Leistungssteigerung von 10 kg Milch benötigt die Kuh 20% mehr Wasser, bei einer Erhöhung der Umgebungstemperatur um 10 Grad Celsius weitere 20%!

Artgerechtes Saufen erfordert bauliche Bedingungen 

Kühe sind sogenannte Saugtrinker, d. h. sie trinken am liebsten von einer weiten Oberfläche so, dass das Flotzmaul komplett ins Wasser eingetaucht ist, freie Nasenlöcher aber gleichzeitig zur ungehinderten Luftaufnahme zur Verfügung stehen. Der Zug ist kräftig: Sie nehmen zwischen 18 und 25 Liter Wasser pro Minute auf. Im Mittel trinkt die Kuh eine halbe Minute und das neunmal am Tag. Am größten ist der Durst nach dem Melken und nach der Futteraufnahme. Daraus ergeben sich einige bauliche Konsequenzen für den Stall:

– Die Tränke bietet eine große Wasseroberfläche, damit die Kuh ihr Flotzmaul ins Wasser tauchen kann. Standardmäßig sollten deshalb Trogtränken, Tränkwannen und Schwenktröge installiert sein. Das heißt: ade Schalentränken!

 – Die Zuflussrate sollte mind. eine Leistung von 20 Liter pro Minute haben. Achtung, nicht nur die Tränke, sondern auch die Zuleitungsrohre müssen diese Anforderung erfüllen! 

Praxistipp: Die Zuflussrate kann einfach kontrolliert werden, in dem man mittels eines Schlauches oder eines anderen gearteten Überlaufs den Zufluss von einer Minute in einen Eimer misst. 

  • Die Tränke ist so konstruiert, dass sie mind. einmal am Tag einfach und schnell gereinigt werden kann. Am überzeugendsten ist ein Kippmechanismus, der erlaubt, dass der Trog schnell einhändig komplett entleert wird.
  • Die Trogoberkante hat ein Maß von 60 bis 80 cm. Tröge auf einem Betonsockel anzubringen, dessen Kanten überall 30 cm vom Trog herausstehen, hat den Vorteil, dass die Kühe das Wasser nicht mit Kot verschmutzen, da sie ungerne rückwärts auf eine Erhöhung steigen. 
  • Tränken müssen sich dort befinden, wo die Kühe häufig Durst empfinden, das heißt am Ausgang des Melkbereichs und in der Nähe vom Futtertisch. Außerdem müssen die Plätze ausreichend breit sein, so dass eine Kuh ungestört trinken und eine weitere ungestört passieren kann – niemals in Sackgassen!
  • Eine Tränke ist vorgesehen für max. 20 Kühe, wobei bei einer Gruppe von 20 Kühen zwei Tränken zur Verfügung stehen sollten, damit auch die rangniederen Tiere stetig eine Trinkmöglichkeit haben.
  • Heizvorrichtungen, Isolierummantelungen und Ähnliches sorgen dafür, dass auch bei Minusgraden im Stall die Wasserversorgung nicht zufriert.

Werden die Rinder nicht mit Trinkwasser getränkt, sondern mit hauseigenem Brunnenwasser o. ä., sollte vorerst eine Güteprüfung stattfinden. In der Futtermittelhygiene-Verordnung stehen z. B. die Kriterien der Schmackhaftigkeit, Verträglichkeit und Verwendbarkeit. Zudem gibt es Empfehlungen des Landwirtschaftsministeriums, wie das Tränkwasser beschaffen sein sollte.

Unbedingt erforderlich ist eine Wasseruntersuchung, wenn:

  • dieses nicht aus der Trinkwasserversorgung stammt oder 
  • die Tiere Symptome aufweisen, dass ihnen das Tränkwasser (auch wenn es Trinkwasser ist) nicht bekömmlich ist, da in diesem Falle eventuell der Schadstoffeintrag aus dem Stallleitungssystem herrührt. 

Unzureichende Wasserversorgung?

Bei nicht ausreichender Wasserversorgung treten die Symptome häufig erst sehr verzögert auf und sind wenig eindeutig. Die Symptome sind reduzierte Futteraufnahme bei sinkender Milchleistung und reduzierten Milchinhaltsstoffen. Bei der Rationskontrolle sollte also auch überprüft werden, ob der Wasserverbrauch stimmig ist (einfaches Ablesen der Wasseruhr!).  

Ursachen für verminderte Wasseraufnahme können unter anderem sein: Defekt am Tränkesystem (Zuleitung überprüfen), Kriechströme an den Tränken, Wasserqualität hat sich verschlechtert und die Tiere wollen nicht mehr trinken.

Die Wasserprobenentnahme sollte auf jeden Fall an mehreren Stellen im Tränkesystem und unter sterilen Bedingungen erfolgen. 

Praxistipp: Sind Stalleinheiten länger nicht in Benutzung, wie z. B. Krankenbuchten oder im Sommer die Jungviehställe, sollten Tränken und Wasserleitungen vor der Neubelegung gesäubert und durchgespült werden. 

Wasserangebot auf der Weide

Manche Weiden bieten durch Fließgewässer eine natürliche Wasserversorgung an. Hier ist es notwendig, die Wasserqualität regelmäßig zu überprüfen und den Tränkeplatz auf eine Stelle zu beschränken und diese auch ordentlich zu befestigen. Eine weitere Möglichkeit ist es, aus diesen Gewässern mittels einer Pumpe das Wasser in ein Tränkebecken zu befördern, was auch der Reinerhaltung des Gewässers dient. 

Stehen keine natürlichen Gewässer zur Verfügung, können fahrbare Wasserfässer eine kurzfristige Lösung darstellen, allerdings ist zu bedenken, dass bei starker Sonneneinstrahlung das Wasser schnell aufheizt und die Wasserhygiene eventuell darunter leiden kann. 

Praxistipp: Eine Verbesserung kann man dadurch schaffen, die Wasserfässer auch auf Trogtränken umzubauen, damit alle Tiere artgerecht in kurzer Zeit ausreichend trinken können, auch die rangniederen. 

Fazit

Die befriedigende Versorgung mit Wasser zu jeder Tages- und Nachtzeit für Rinder aller Altersklassen sowohl im Stall wie auf der Weide ist ein Grundbedürfnis der Tiere. Es dient darüber hinaus der Leistungsförderung. Eine regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität wie auch der Quantität muss deshalb Teil der regelmäßigen Kontrollen sein.

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